WASSERBURG

Archäologische und historische Hinweise zur Geschichte der Wasserburg Rückingen und deren Umfeld

Wasserburg (2000)

Ganerbenburg im Mittelalter

Die Wasserburg Rückingen ist erstmals im Jahre 1248 urkundlich erwähnt. Mit ihrem Schutz war das adlige Geschlecht derer von Rückingen betraut. Als Angehörige der Reichsministerialen im Kinzigtal sind die Ritter schon 1135 mit einem Johann de Ruckungen urkundlich belegt. Ab dem 14. Jahrhundert war eine Ganerbschaft (Besitz und Verwaltung einer Gemeinschaft) aus den Geschlechtern derer von Rückingen und von Rüdigheim im Besitz der Burg. 1461 ließen sich beide Familien ihre Wohn- und Nutzrechte von ihrem Lehnsherren den Grafen von Ysenburg-Büdingen bestätigen.
Die Anfänge der Wasserburg reichen bis in das 11. Jahrhundert zurück. Ausgrabungen in den Jahren 1988 und 2001 zeigten, dass die mittelalterliche Burg wesentlich größer war als die heutige Anlage. So umgab etwa zur Regierungszeit der staufischen Könige ein zwölf Meter breiter Wassergraben das Burggelände, der im 15. Jahrhundert verschmälert wurde. Die Südseite zur Kinzig hin wurde bislang noch nicht archäologisch untersucht.

Von 1961 bis 1974 war die
Wasserburg ein Pferdegestüt

Von der Reichsburg zum kurmainzischen Schloss

Im Februar des Jahres 1405 wurde auf Befehl von König Ruprecht von der Pfalz die Burganlage zerstört. Den Anlass dazu gaben politische Gründe infolge der Auseinandersetzungen Ruprechts mit Kurmainz.
Die Rüdigheimer Herren mussten dem König geloben, „keinen Graben, keine aufgehängte Brücke, keinen burglichen Bau oder Befestigung“ mehr zu errichten, nur ein „Bauhof“ sollte ihnen gestattet sein. Jener wurde vom Reich benötigt, um Waffen und Kriegsgerät einzulagern.
Die Ritter, nicht dumm, holten sich daraufhin bei ihrem Landesherr, dem Mainzer Erzbischof und Reichserzkanzler Johann II. von Nassau, die Erlaubnis, den Platz mit „Wohnturm, Graben und Zinnen“ befestigen zu dürfen. Die Baugenehmigung dazu hat sich im Mainzer Ingrossaturbuch, eine Sammlung von Protokollen und Verwaltungsbüchern, erhalten. Reste der „bischöflischen Wasserburg“ sind in Teilen noch sichtbar, wobei die Burg in der Reformationszeit und auch später immer wieder umgebaut wurde. Kurz nach 1847 begann man damit, den Burggraben zuzuschütten.

Eingang zur Wasserburg vor 1960

Ein Wappenstein im Torbogen datiert auf das Jahr 1569 und zeugt von größeren Umbaumaßnahmen.
Von 1759 bis etwa 1850 war die Burg im direkten Besitz der Fürsten von Isenburg-Birstein. In dieser Zeit wurde die Anlage als landwirtschaftliches Hofgut genutzt. An Privatleute verkauft wechselte sie dann mehrfach den Besitzer.

Heimatmuseum seit 1983

Renoviertes Kellergewölbe des Heimatmuseums (2009)

1974 erwarb die Gemeinde Erlensee das Anwesen mit der Auflage, hier ein Museum zu eröffnen. Seit 1983 ist in den Räumen der Wasserburg das Heimatmuseum untergebracht, das der Geschichtsverein Erlensee e.V. betreut, pflegt und stetig erweitert. So wurden etwa im Jahr 2008 die Ausstellungsräume im Kellergewölbe und die Außentreppe mit finanzieller Beteiligung der Gemeinde und ehrenamtlicher Vereinsarbeit renoviert und erneuert.

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