SYNAGOGEN

Wasserburg mit einem Teil der Synagoge auf der rechten Bildseite

Nach Auswertung schriftlicher Quellen lebten in Rückingen bereits um 1480 mehrere jüdische Familien. In Langendiebach lässt sich hingegen eine größere jüdische Gemeinde erst ab dem 19. Jahrhundert nachweisen. Das religiöse Leben konzentrierte sich zunächst auf Rückingen, wo im 16. Jahrhundert ein bedeutendes jüdisches Zentrum mit Lehrbetrieb entstand. Im Jahr 1633 wohnten laut Schutzgeldverzeichnis noch zehn jüdische Familien im Ort.
Die letzte bekannte Rückinger Synagoge mit einem rituellen Bad (Mikwe) stand bei der Wasserburg. Im Stadtteil Langendiebach diente ab 1857 ein Privathaus als Synagoge und Schule. Es stand in der heutigen Friedrich-Ebert-Strasse 33. Der jüdische Friedhof in Rückingen, den die Rückinger Herrschaft den Juden als Erblehen verpachtet hatten, wurde erst in der Neuzeit angelegt.

Die Synagoge in Rückingen

Südstraße mit eventueller Mauer der Synagoge

1746 oder 1747 wurde die alte Rückinger Synagoge abgerissen. Es soll ein Privathaus gewesen sein. Dieses stand außerhalb des Ortes im sogenannten Unterdorf. Etwa 20 Jahre später erfolgte ein Neubau. Wo dieser stand, ist nicht eindeutig gesichert. Aus dem überlieferten Schriftverkehr geht hervor, dass das Gebäude neben den ortsansässigen Juden auch von der jüdischen Bevölkerung aus Rodenbach und Langendiebach genutzt wurde. Im Jahr 1862 wurde schließlich die neue Synagoge an der Wasserburg fertiggestellt.

Die Zerstörung der Rückinger Synagoge

Judenbad (1948)

Es gibt einen Hinweis, dass die Pogrome im November 1938 erst am 11. November auf Rückingen übergegriffen haben. Da die Synagoge mit angebautem Bad am früheren Mühlenweg (heute Straße An der Wasserburg) im dicht bebauten alten Teil Rückingens lag, scheute man sich damals wohl, die Synagoge anzuzünden, weil man ein Übergreifen des Feuers auf Nachbarhäuser befürchten musste.
Am Abend des 11. November wurde zunächst das Innere der Synagoge demoliert. Die Einrichtungs- und Kultgegenstände der Synagoge wurden auf das Wiesengelände jenseits der Kinzig gebracht und dort verbrannt. Allerdings erinnern sich auch noch zwei Zeitzeugen, im Inneren der ausgeräumten Synagoge Brandspuren auf dem steinernen Fußboden gesehen zu haben. Das Synagogengebäude selbst ist dann später abgerissen worden. Das soll wohl im Jahre 1942 erfolgt sein, allerdings haben wir für dieses Datum keine Bestätigung.

Die Gedenktafel an der Wasserburg

Erinnerungstafel an der Wasserburg

Zur Erinnerung an die ehemalige jüdische Gemeinde in Rückingen wurde durch die Gemeinde Erlensee eine Gedenktafel an der Außenmauer der Wasserburg angebracht.
Diese Gedenktafel wurde im November 1986 im Rahmen einer Feierstunde unter großer Teilnahme der Einwohnerschaft eingeweiht.

Die Synagoge in Langendiebach

Gedenktafel in Langendiebach

Im Jahre 1747 holten sich die jüdischen Einwohner von Langendiebach bei ihrem Landesherren die Erlaubnis, ein Privathaus als provisorische Synagoge einzurichten. Nachdem die Grafen von Ysenburg-Büdingen dies erlaubten, wurde der Plan umgesetzt. Zu einer erneuten Zusammenlegung mit der Rückinger Gemeinde kam es jedoch nicht mehr. Die Gründe hierfür sind aus heutiger Sicht nicht mehr zu rekonstruieren.
Leider liegt uns von der im 19. Jahrhundert eingerichteten Synagoge in Langendiebach kein Bildmaterial vor. Jedoch haben wir eine Beschreibung eines Zeitzeugen. Dieser berichtet, dass es sich um ein einstöckiges Wohnhaus handelte, in dessen Innerem neben Küche, Wohn- und Schlafzimmer ein Schulungsraum für jüdische Kinder eingerichtet war. Unmittelbar neben dem Wohnhaus erschloss sich ein Stallgebäude, in dem letzlich die Synagoge eingerichtet wurde. Die Synagoge war nicht sehr komfortabel eingerichtet und auch von Außen nicht direkt als Synagoge zu erkennen.

Die Zerstörung der Langendiebacher Synagoge

Unter der NS-Diktatur erlosch das jüdische Leben in Langendiebach und Rückingen. So wurde am 10. November 1938 die Synagoge in Langendiebach zerstört und die Einrichtung auf der Straße verbrannt.

In Gedenken an die Langendiebacher Synagoge wurde eine Gedenktafel an ein Wohnhaus in der Friedrich-Ebert-Straße angebracht. Hier stand die Synagoge bis zur Zerstörung in der Pogromnacht 1938.

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